Das von der Finanzwirtschaft und politischen Parteien unabhängige Fair Finance Institute (Start 2016) möchte die Umbrüche im Finanzsystem nutzen für einen Umbau zu einem ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Finanz- und Geldsystem. Dazu macht es Erfahrungen aus anderen ökonomisch-gesellschaftlichen Veränderungsprozessen wie der Energiewende strategisch auch für eine „Finanzwende“ nutzbar.
Noch arbeitet Markus Duscha als Freiberufler unter der Geschäftsbezeichnung Fair Finance Institute. Das FaFin soll aber schnell wachsen und dabei auch in eine andere Rechtsform überführt werden. Die Form soll dann so gewählt werden, dass auch hier die Gemeinwohlorientierung organisatorisch abgebildet wird.
Alles Wichtige im Überblick
Die Vision
Es gibt wieder ein stabiles Geld- und Finanzsystem, das soziale und ökologische Kriterien selbstverständlich integriert und zu seiner Hauptfunktion zurückgefunden hat: den Menschen und der Realwirtschaft zu dienen und dabei unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten.
Die Grundidee: Von der Energiewende für die Finanzwende lernen
Eine sozial-ökologische Wende hin zu einem auch ökonomisch stabilen Geld- und Finanzsystem ist eine dringliche gesellschaftspolitische Aufgabe, wie dies für die Energiewende seit den 1970´er Jahren galt. Die Energiewende ist auf dem Weg, wenn auch noch lange nicht abgeschlossen. Und eine Finanzwende in obigen Sinne: Wo steht sie?
Hierzu ist es nützlich, sich typische Phasen größerer gesellschaftlicher Veränderungen vor Augen zu halten:
- Negation des Falschen
- Entwicklung von Pionierpraxis in der Nische („First Mover“)
- Langsame Diffusion der neuen Praxis und wechselseitiges Lernen („Early Follower“)
- Schaffung von politisch förderlichen Rahmenbedingungen zur Verbreitung der erwünschten Praxis
- Massenhafte Diffussion der neuen Praxis in unterschiedlicher Geschwindigkeit („Early Adapter“ und „Late Adapter“)
- Veränderte Praxis als neuer Mainstream
(u.a. nach Loske, Reinhard 2015)
Dies galt auch für die Energiewende. Markus Duscha begleitete die Phasen 3) bis 5) mit seiner praxisbezogenen Forschungs- und Beratungsarbeit am ifeu-Institut für Ministerien, Kommunen, Bürgerinitiativen, Energieversorger und viele weitere Akteure seit Anfang der 1990er-Jahre.
Nach Einschätzung von FaFin steht die Finanzwende, je nach thematischem Schwerpunkt, vergleichsweise weit am Anfang in den Phasen 1) bis 3), nur an ganz wenigen Stellen in Phase 4).
Was waren in diesen Phasen die Erfolgsfaktoren der Energiewende? Lassen sie sich übertragen auf Finanz- und Geldsystemfragen? Ein Beispiel mag zumindest die Chancen, die sich aus der Analogie ergeben, verdeutlichen:
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor waren die Kommunen, die sich mit Energie- und Klimaschutzkonzepten dezentral auf den Weg begaben, neue Ansätze zu erproben und Vorbildprojekte durchzuführen (schwerpunktmäßig in den Phasen ii und iii) nach obigem Modell). Es blieb dabei aber nicht nur bei technischen Einzelprojekten (wie z.B. einzelnen Solaranlagen), sondern es wurden neue politische Instrumente erprobt und zu Strategien gebündelt (eben den sogenannten „Konzepten“). Ein Vorläufer des erfolgreichen deutschen Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG) war zum Beispiel die sogenannte „Kostendeckende Vergütung“ für Solarstrom. Diese wurde von Kommunen wie Aachen über ihre Stadtwerke auf den Weg gebracht. Und dies wurde wiederum durch sehr aktive Bürgerbewegungen vor Ort angeschoben (vgl. hier).
In Kommunen gibt es aber in Deutschland nicht nur Stadtwerke, sondern auch Stadtsparkassen. Welche Vorreiterrollen könnten sie spielen bei kommunalen Finanzwenden? Zudem gibt es auch viele Bürgerinitiativen und Unternehmen, die sich um Themen der Nachhaltigkeit kümmern, bisher aber das Finanzsystem noch nicht unbedingt im Blick haben. Dies lässt sich aber ändern, wie das Beispiel des „Netzwerk Geld-Kompass“ in Heidelberg zeigt.
Wie wäre es also, kommunale Finanzwende-Konzepte auf den Weg zu bringen? Konzepte, um Neues zu entwickeln, was dann, hoffentlich nicht zu spät vor dem nächsten Kollaps des Finanzsektors, als Modell für breitere politische Rahmensetzungen genutzt werden kann (von Phase 3) zu Phase 4)).
Es gibt noch viele weitere Ideen des FaFin-Gründers, die sich aus der Energiewende auf die Finanzwende übertragen ließen. Hierzu zählt unter anderem, um zumindest noch einen Ansatzpunkt zu nennen, eine verstärkte strategische Vernetzung jener gesellschaftlichen Kräfte, welche die Notwendigkeit eines Umsteuerns erkennen. Durch ein gemeinsames Auftreten könnte der nötige politische Druck für schließlich notwendige Veränderungen in der Breite besser als bisher aufgebaut werden.
Sicher gibt es auch viele Faktoren, die nicht „1 zu 1“ vom Energiesektor auf die Finanzbranche übertragbar sind. Hierzu zählt unter anderem, dass die Rahmenbedingungen viel stärker international geprägt sind. Jedoch ist der Veränderungsdruck in der Branche durch Digitalisierung, andauernde Finanz- und Währungskrisen, Niedrigzinspolitik der EZB und weitere Regulierungen sehr groß. Dies sollte auch bewusst als Chance für mehr Nachhaltigkeit nutzbar sein!
In diesem Sinne bietet das Fair Finance Institute strategische Beratung, Forschung und Gestaltung, um für die verschiedenen Phasen der Veränderung maßgeschneiderte, pragmatische Lösungen auf den Weg zur Finanzwende zu bringen.
Themenfelder
Die anstehenden Aufgaben, um das Finanzsystem ökonomisch, sozial und ökologisch verträglich zu machen, verteilen sich auf eine Vielzahl von Themenfeldern:
- Ökonomische Stabilisierung des Finanzsystems (z.B. Finanzmarktregulation)
- Integration sozialer und ökologischer Kriterien ins Finanzsystem (z.B. Labeling, Anreize, Verpflichtungen)
- Ermöglichung von Geldsysteminnovationen im Hinblick auf Nachhaltigkeit (z.B. Regional-/Branchenwährungen)
- Kritische und konstruktive Begleitung innovativer Entwicklungen, insbesondere durch die Digitalisierung des Finanz-/Geldsektors im Hinblick auf alle drei zuvor genannten Themen (z.B. „Nachhaltigkeits-FinTechs“)
Das Fair Finance Institute bietet seine Dienstleistungen prinzipiell für alle diese Themenfelder an, jeweils bei Bedarf in Kooperation mit entsprechenden speziellen Themenexperten aus dem FaFin-Netzwerk. Diese Zusammenschau aller 4 genannten inhaltlichen Aspekte unterscheidet FaFin von den meisten anderen Organisationen, die Dienstleistungen rund um das Finanzsystem anbieten.
Das FaFin-Team
Markus Duscha
Der Gründer des Fair Finance Institutes, Markus Duscha, blickt auf mehr als 30 Jahre politisch-strategische Beratungs- und Forschungsarbeit für eine nachhaltige Entwicklung zurück. Er war vor der FaFin-Gründung im ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH u.a. als Geschäftsführer sowie zuvor als Fachbereichsleiter für Themen der Energiewende tätig. Seit 2014 beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit dem nötigen Umbau des Finanzsystems. Seit 2022 ist er Mitglied des Sustainable Finance Beirats der Bundesregierung. Weitere Informationen hier im nächsten Abschnitt und bei Linkedin.
Walter Kern
Walter Kern ist Finanzfachwirt (FH) und unterstützt als zertifizierter Finanzplaner UnternehmerInnen und Privatpersonen bei der nachhaltigen Ausrichtung ihrer Finanzen. Er engagiert sich in der Regionalgruppe Rhein-Neckar der Gemeinwohlökonomie-Bewegung und im Netzwerk Geld-Kompass Heidelberg, welches sich für eine nachhaltige Entwicklung beim Thema Geld in der Region einsetzt. Im FaFin ist er wichtiger Partner bei ausgewählten Projekten und der Weiterentwicklung des FaFin. Walter Kern ist zudem als Mitglied in verschiedenen Kreisen tätig, welche zur „Digitalisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung“ im Rahmen der „European Sustainability Reporting Standards“ arbeiten und beraten (u.a. im Rahmen von EFRAG). Weitere Infos siehe bei Linkedin.
Katharina Meyhöfer
Katharina studiert Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Bielefeld. Ihr Studienschwerpunkt liegt dabei auf der kritischen Auseinandersetzung mit bestehenden Prozessen auf Finanzmärkten und deren Auswirkung auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und die Umwelt. Im FaFin wirkt sie als Werkstudentin mit. Weitere Informationen siehe bei Linkedin.
Der Gründer
Der Gründer des Instituts, Markus Duscha, blickt auf mehr als 30 Jahre politisch-strategische Beratungs- und Forschungsarbeit für eine nachhaltige Entwicklung zurück. Er war vor der FaFin-Gründung im renommierten ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH u.a. fünfeinhalb Jahre als Geschäftsführer sowie zuvor dreizehn Jahre als Fachbereichsleiter für Themen der Energiewende tätig. Seit 2014 beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit dem nötigen Umbau des Finanzsystems. Seit Juni 2022 ist er Mitglied des Sustainable Finance Beirats der Bundesregierung in der 20. Legislaturperiode.
Insbesondere folgende Kompetenzen bringt er in das FaFin ein:
- Aufbau und Entwicklung von neuen Themen- und Geschäftsfeldern
- Strategieentwicklung und deren verantwortliche Umsetzung
- Pragmatisch von der Vision zur Aktion
- Integration von Wissenschaft und Praxis, von verschiedenen Berufen und Disziplinen
- Konzeption und Moderation von Workshops, insbesondere mit interdisziplinären und inhomogenen Gruppen
- Vernetztes Denken
- Diplomatisches Geschick
- Langjährige Leitungserfahrung von Projekten, Teams, Abteilungen und als Geschäftsführer
Qualifikationsbausteine:
- Studium der Ingenieurwissenschaft (Dipl. Ing., RWTH Aachen)
- Aufbaustudium in Psychologie (Zwischenprüfung im Nebenfach, Universität Heidelberg)
- Mehrjährige Ausbildung in Themenzentrierter Interaktion „TZI“ (Diplom am Ruth-Cohn-Institut, Methode zur Gruppenleitung)
- Selbststudium zum Finanz- und Geldsystem (u.a. Besuch von über 40 Fachveranstaltungen 2015/2016)
Weitere Informationen zu Markus Duscha siehe in Linkedin.
Mitgliedschaften / Beteiligungen
Markus Duscha ist in folgenden Organisationen, Verbänden und Institutionen involviert:
Aktive Mitwirkung
- Mitglied des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung (20. Legislaturperiode)
- Netzwerk Geld-Kompass Heidelberg (Mitbegründer und Ansprechpartner)
- BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
(aktiv im BUND Heidelberg, dort Sprecher der AG Geld und Nachhaltigkeit) - Mitglied bei Finance Watch (Brüssel)
Passive Mitgliedschaft / Beteiligungen
- Bürgerbewegung Finanzwende e.V.(Gründungsmitglied)
- GLS-Bank (Inhaber von Genossenschaftsanteilen, 4.000 Euro)
- ifeu– Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH (ifeu-Associate; Gesellschafter 2008 – 2017)
- Ökostadt Rhein-Neckar e.V.
- Ruth-Cohn-Institute for TCI – international
- Stadtmobil AG (Aktienanteile, 1025 Stück)
- Triodos Bank (Inhaber aktienähnlicher Rechte, 130 Anteile)
- VCD e.V. Verkehrsclub Deutschland
Die FaFin-Leistungen im Überblick
Das FaFin Netzwerk
Unter anderem mit diesen Partnern steht FaFin in engem Kontakt und Austausch und kooperiert je nach Projektart: