FaFin: Katharina, Du bist bereits seit 2022 für das Fair Finance Institute tätig. Wie bist Du zum Thema Nachhaltigkeit und Finanzmarkt gekommen und an welchen Projekten hast Du bislang gearbeitet?
Katharina Meyhöfer: Das Interesse für die Themen Nachhaltigkeit und Finanzmarkt sind unabhängig voneinander entstanden und ich wusste lange nicht, dass man diese Themen miteinander verknüpfen kann.
Für das Thema Nachhaltigkeit interessiere ich mich schon seit meiner Schulzeit. In der 8. Klasse schauten wir den Film Eine unbequeme Wahrheit von Al Gore. Seitdem ist Nachhaltigkeit für mich ein wichtiges Thema.
Zum Finanzmarkt bin ich durch meine Ausbildung als Bankkauffrau gekommen und auch nach der Ausbildung arbeitete ich noch einige Jahre lang in der Bank. Während meiner Zeit in der Finanzbranche musste ich jedoch immer wieder feststellen, dass für mich wichtige Themen wie Nachhaltigkeit und Sozialverantwortung in dieser Branche strukturell nicht ausreichend berücksichtigt werden. Aus dieser Frustration hinaus habe ich mich immer mehr kritisch mit dem Finanzmarkt auseinandergesetzt. So bin ich zum Themenfeld Sustainable Finance gekommen.
Bis jetzt habe ich an den Projekten Weiterentwicklung europäischer Nachhaltigkeits-Berichtsstandards für Unternehmen, EU Sustainable Finance Framework. Ensuring Consistency and Ambition und Turnaround money II. Kommunale Finanzen neu denken mitgearbeitet. Die beiden zuletzt genannten Projekte laufen noch.
FaFin: Welche Querverbindungen gibt es zu den Inhalten Deines Studiums der Politikwissenschaft und Soziologie?
Katharina Meyhöfer: Querverbindungen gibt es einige. So habe ich in Seminararbeiten bereits aus einer wirtschaftssoziologischen Perspektive die Diskussionslage um den Keystroke-Kapitalismus von Aaron Sahr betrachtet, in welchem er das Geldschöpfungsprivileg privater Banken beleuchtet. Zudem habe ich die Rolle der BaFin bei der Regulierung von Cum-Ex und Cum-Cum-Geschäften mit dem Konzept der aufsehenden Gewalten untersucht und mit Hilfe des Narrative Policy Frameworks die Reden des EU-Parlaments zum European Green Deal analysiert.
Aktuell bin ich auf der Suche nach einem Thema für meine Bachelorarbeit und möchte auch darin aktuelle Themen aus dem Bereich Sustainable Finance mithilfe von politikwissenschaftlichen oder soziologischen Theorien genauer beleuchten.
FaFin: Zu welchen Themen würdest Du künftig gerne arbeiten? Wo siehst Du Bedarf bzw. was interessiert Dich?
Katharina Meyhöfer: Da besonders im Zusammenhang mit den Projekten, an welchen ich im Fair Finance Institute arbeite, der Fokus auf ökologischer Nachhaltigkeit liegt, würde ich mich gerne stärker mit sozialer Nachhaltigkeit beschäftigen. Ich glaube, dass hier ein großer gesellschaftlicher Aufklärungsbedarf besteht, da die meisten Menschen beim Wort Nachhaltigkeit automatisch nur an ökologische Nachhaltigkeit denken. Soziale Nachhaltigkeit muss mehr in das Bewusstsein der Menschen gebracht werden.
Die Fragen stellte Gesa Vögele.